Edith Minkner im Gespräch mit den Architekten Anna Tarragona und Lars Höhne

Edith Minkner: Viele Ihrer Projekte entstehen in der Gemeinde Andratx, einer der begehrtesten Lagen Mallorcas. Was macht das Planen und Bauen dort besonders?

Anna Tarragona: Andratx hat eine außergewöhnlich lange und vielfältige Küstenlinie mit einigen der spektakulärsten Meerblicklagen der Insel und entsprechend exklusiven Wohngegenden. Jede dieser Lagen wie Camp de Mar, Cala Llamp oder rund um den Hafen von Puerto de Andratx hat ihren eigenen Charakter, ihre eigene Topografie und ihre eigenen städtebaulichen Besonderheiten.

Die Grundstücke liegen oft am Hang mit fantastischen Ausblicken. Hinzu kommt eine sehr anspruchsvolle Bauordnung, die sich in den letzten Jahren mehrfach geändert hat – auch in den Zonen, die für Einfamilienhäuser ausgewiesen sind.

Edith Minkner: Andratx war lange für seine sehr träge Verwaltung bekannt. Hat sich das geändert?

Lars Höhne: Ja, eindeutig. Über viele Jahre war Andratx eine der Gemeinden mit den längsten Bearbeitungszeiten auf Mallorca. Auch war keine Kontinuität erkennbar in den Versuchen, das zu ändern. Und wenn externe Genehmigungen erforderlich waren – etwa zu Küstenschutz, Luftüberwachung oder Infrastruktur – verlor sich die Koordination im Rathaus im Endlosen…

2023 trat endlich ein verlässlicher Bebauungsplan in Kraft und seit den Wahlen im gleichen Jahr funktioniert die Verwaltung deutlich und spürbar effizienter. Für unsere aktuellen Projekte haben wir die Baugenehmigung in 12 Monaten erhalten – das war zuvor undenkbar. Gleichzeitig arbeitet man daran, den riesigen Berg an Altanträgen abzuarbeiten, dazu hat man ganze Stapel von Bauanträgen an ehemalige Mitarbeiter ausgelagert. Einige dieser Anträge warten aber schon seit über drei Jahren auf Entscheidung und vor allem auf den Durchlauf in der Verwaltung.

Organisatorisch hat sich vieles verbessert: Das Bauamt ist transparenter und vor allem inzwischen zugänglicher geworden, Beratungstermine mit der Verwaltung oder den Architekten der Gemeinde können relativ kurzfristig vereinbart werden. Das erleichtert die Abstimmungen mit dem Amt erheblich.

Gleichzeitig wurde das Programm „Priorització de llicències d’obres de primera residència“, aktiviert, mit dem Baugenehmigungen für Bewohner mit Erstwohnsitz priorisiert und beschleunigt werden.

Edith Minkner: Welche praktischen Auswirkungen haben die Bestimmungen im aktuellen Bebauungsplan?

Anna Tarragona: Die gültige Fassung bringt einige Änderungen mit sich. In den Wohngebieten mit Einfamilienhäusern ist beispielsweise nur noch ein Untergeschoss mit maximal 2,50 m Höhe zulässig Früher gab es bei dieser Höhe keine Einschränkungen und es war einfacher, sich in ein steiles Gelände einzupassen, zum Beispiel mit der Zufahrt zur Garage. Auch die Gestaltung des freien Grundstücksbereichs wurde stärker reglementiert – mit strikteren Höhenstaffelungen oder Vorgaben zu den unversiegelten Flächen.

Edith Minkner: Worauf sollte man noch achten, etwa in Bezug auf die Lage des Grundstücks?

Lars Höhne: In Andratx befindet sich eine Antenne der Luftraumüberwachung für den Flughafen. In einem definierten Umfeld davon, das betrifft Teile, von Puerto de Andratx, Cala LLamp und auch Camp de Mar, gilt deswegen eine Einschränkung der maximalen Gebäudehöhe. Geschlossene Treppenhäuser auf das Dach sind dort nicht möglich, was die Einbindung in steile Lagen erschweren kann.

Edith Minkner: Die Topografie ist also eine besondere Herausforderung?

Anna Tarragona: Ja, viele der schönsten Grundstücke in Andratx liegen an steilen Hängen. Das erfordert Erfahrung und große planerische Sorgfalt – nicht nur für die Statik, sondern auch für Erschließung, Zufahrt und die Gestaltung von Terrassenebenen. Unsere Entwürfe entstehen daher stets auf der Grundlage eines präzisen, digitalen 3D-Geländemodells.

Edith Minkner: Freie Grundstücke sind selten und auch wertvoll geworden. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Lars Höhne: Ähnlich wie in anderen hochwertigen Lagen entstehen Neubauten immer öfter auf bereits bebauten Parzellen. Doch die neuen Projekte müssen sich an die aktuellen und strikteren Vorgaben anpassen. Auch das sollte sorgsam geprüft werden.

Edith Minkner: Würden Sie Bauherren raten, in Andratx zu investieren?

Anna Tarragona: Auf jeden Fall – mit guter Vorbereitung. Wer ein Projekt in Andratx mit Ruhe, guter Beratung und dem richtigen Team angeht, kann hier eine Immobilie an einem der außergewöhnlichsten Orte realisieren. Die Nachfrage nach hochwertigen Villen mit Meerblick ist ungebrochen und die Gemeinde entwickelt sich weiter.

Lars Höhne: Andratx ist und bleibt ein besonderer Ort – rauer als Son Vida, etwas abgelegener als Calvià. Wer sich hier gut vorbereitet wird gerade deswegen mit einer unvergleichlichen Lage und genialer Lebensqualität belohnt.